8.12.19

MEDITATION




STILLE LEERE
Immer wieder stelle ich fest, dass selbst erfahrene Anthroposophen nicht folgenden Hinweis zum anthroposophischen Meditationsweg kennen:
Nach den verschiedenen Vorstufen der Meditation – wie auch immer jeder das praktizieren mag - am Schluss der Weg in die völlige Stille, in die Leere (wie ja auch bei anderen Meditationskulturen). Wie Rudolf Steiner sagt: das Auslöschen aller Inhalte, Gedanken, Bilder und Gefühle. - Nun wird meine Seele wie zu einem leeren Gefäß. Dadurch wird sie aufnahmefähig für etwas, was uns aus dem Geiste zuströmen will, wenn es die geistige Welt denn will. - Solange ich in mir – denkend, fühlend, wollend - aktiv bleibe, kann das nicht geschehen. Ich gehe also in die hoch aktive, voll bewusste Ruhe und Leere. Dann kann sich etwas in mich senken, sich in mir aussprechen.

Nun treten in dieser Stille mächtige Gegenwirkungen auf. Das Blut kann zu dröhnen beginnen, Schmerzen melden sich usw. Geräusche aus der Umwelt! - Wir üben sie zu ignorieren, wir setzen uns über sie hinweg. Wir „ver“-achten sie! Unser Wille will sich nicht von ihnen von seinem Weg und Ziel abbringen lassen!


SCHWEIGEN
Und was mir ganz wichtig scheint: Über diese Erfahrungen zu schweigen! Lange zu schweigen! Durch das Schweigen läutern sich die geistigen Erfahrungen. Die Spreu trennt sich vom Weizen... Wenn man jemanden erlebt, der in diesen Dingen ein Mitteilungsbedürfnis hat, der ist nicht frei; ihn beginnen die Erlebnisse zu beherrschen.

ZEIT
Rudolf Steiner weist darauf hin, dass die Meditation morgens nach dem Erwachen beginne. Bevor Tagesgedanken in der Seele auftreten. Eine gewissermaßen gereinigte, frische Seele ist die Ausgangsbasis. - Meine Erfahrung ist so, dass ich dazu unbedingt rate, dieses zu beherzigen.

STIMME
Desweiteren gibt es einen Hinweis Rudolf Steiners, dass man z.B. ein Mantram in der Meditation mit schöner Stimmer vor sich hinsprechen soll. Also nicht innerlich, gedanklich, sondern die Stimme tönt. (Auch beim Beten.) - Wenn man das macht, dann merkt, man, dass die Meditation eine andere Qualität bekommt. - Auch wenn man die Augen nicht schließt, sondern sie offen hält, wird man eine Steigerung der Meditationswirkung erleben. Zunächst ist es ungewohnt, aber wenn man das überwunden hat, dann spürt man, dass das Ich noch stärker dabei ist (sein muss), noch wacher, noch willensweckender.

VERLEBENDIGUNG
Versuchen die Meditation so sehr zu verlebendigen, wie man nur immer kann. Absolutes Leben hineinbringen. Bildhaft veranschaulichen; Wesen in sich zum Leben erwecken. - Die Dinge (Bilder, Worte, Gedanken) ersterben immer wieder von sich aus in uns. Es ist wie bei einer Pflanze im Jahresverlauf, so bei der Meditation im Tagesverlauf: Jeden Morgen neues Leben aus uns in uns erwecken, erschaffen. Nie eine Sekunde Routine zulassen, immer neu erfühlt und erlebt. - Man KANN es nie! Man versucht es immer neu!
Meditation ist weder wissen noch verstehen, sondern immer wieder neu die Schöpfung aus dem Nichts.

GEFÜHLE
Haben wir den Inhalt der Meditation so recht mit Leben erfüllt, dann wenden wir unser Bewusstsein hin auf die Gefühle. Welche Gefühle haben sich in uns an den hohen Inhalten, die wir in unserer Seele bewegen entzündet? Wenn wir merken, dass sich keine oder wenig erhabene Gefühle gebildet haben, dann erwecken wir sie: Ehrfurcht, Bewunderung, Dankbarkeit, Liebe. Wiederum so stark wie möglich. - Wenn wir nun in die Phase der Bewusstseinsleere eintreten, dann werden diese hohen Gefühle wie eine Wärmestrahlung im Hintergrund weiterwirken. Sie sind die Luft, die das Geistige atmen kann, die Atmosphäre, die es braucht, wenn es sich uns verbinden will.