2.12.18

Der Sinn des Materiellen und des Widerstandes

Um eine Höhe zu erklimmen, brauche z.B. so etwas wie eine Leiter, die sich gut abstützt, damit ich empor komme. Ein fester, harter Boden; eine feste stabile Leiter ist die Voraussetzung für ein Höherkommen. Ein sumpfiger, weicher Boden stützt keine Leiter sicher ab. Damit erfüllt das harte, verhärtete Materielle seinen guten Sinn.

Geistig betrachtet, brauche ich den Widerstand eines Problems, an dem sich meine Intuition entzünden kann.
In geistige Höhen komme ich nur, wenn ich mich auf dem Grund des Ungeistes fest abstützen kann.
Nichts sei uns also willkommener als ein Feind oder Gegner im Geiste, denn er ist die Voraussetzung für mein geistiges Ringen und damit für meine Weiterentwicklung.

Das Negative in der Weltentwicklung scharf und fest ins Auge gefasst impulsiert die postitive Reaktion.

Wer wird über den Boden schimpfen, ihn verdammen ob seiner Härte, wenn er doch meine Stütze ist; mein Diener für das Steigen in die Höhe.

So erfüllt jedes Ding seinen guten Sinn im großen, komplizierten Weltgefüge. Klagen, Jammern und Verurteilen ist gewöhnlich ein großer Irrtum. Eine Energie, die schlichtweg in die falsche Richtung arbeitet. Sie will die Grundlage des Lebens, unserer von den Göttern gegebener Existenz zerstören.

Alles, was mich im Leben auf  meinen gewohnten Bahnen hemmt und stört, ist in Wahrheit der Ruf nach Erkennen, nach Wandlung, nach Entwicklung.
 

12.9.18

DIE MCHIAELI-ZEIT IM JAHRESLAUF

Wir leben mit Leib und Seele eingebettet in den Jahreslauf. Im Frühling freuen wir uns über die sprießende und erblühende Natur. Im Sommer genießen wir die Sonnenwärme. Mit unseren Sinnen saugen wir das alles freudig in uns hinein. Weniger Beachtung schenken wir dem, dass auch unser Innenleben sich mit dem Jahreslauf verändert.

Man könnte das so beschreiben: Wir Menschen sind gewissermaßen zwei Menschen. Wir sind ein „Außenmensch“ und ein „Innenmensch“. Als Außenmenschen könnte man alles das an uns bezeichnen, was wir im Spiegel betrachten und was andere an uns wahrnehmen können mit ihren Augen, Ohren, mit allen ihren Sinnesorganen.
Der Innenmensch ist das, was nur wir in uns erfühlen; unser gesamtes Gefühls- und Bewusstseinswesen.
Unser gesamtes Außensein wird von unserem Innenmenschen geprägt. Jeder Gefühlsausdruck, jedes Wort ist eine Wirkung, die unser inneres Wesen nach außen sendet.
Wenn wir uns nun selbsterkennend betrachten, dann werden wir feststellen können, dass unser Innenleben, unser Bewusstsein viel reicher, viel größer, viel umfassender ist, als alles, was wir nach außen offenbaren können. Nur ein Bruchteil unseres Innenmenschen kommt zur äußeren Erscheinung. Das Innenleben ist viel lebendiger als das, was andere Menschen an uns wahrnehmen können.

Nun stellen wir uns vor, unsere Gefühle würden bei ihrer Entstehung wie Pflanzen, wie Blumen durch unsere Haut nach außen wachsen. Dann nähern wir uns dem, was wir in der Natur um uns herum erleben können.

Im Jahreslauf erleben wir das Wesen unserer Erde, das Wesen der Natur in unterschiedlicher Weise.
Wir können die Natur in Verbindung mit der „Mutter Erde“ in ihrer Gesamtheit ansehen als ein Wesen mit einem inneren Aspekt und einem äußeren. Was im Menschen zu jeder Zeit stattfinden kann, nämlich dass er sich mehr in sein Inneres zurückzieht, dann wieder sich mehr nach außen wendet, das entfaltet sich in der Natur im Jahreslauf in einem zeitlich geordneten Rhythmus.

Wir können am Jahreslauf ablesen und mitempfinden, dass die Natur sich zu einer gewissen Zeit mehr ihrer Außenseite zuwendet und sich dann wieder mehr nach innen zurückzieht.
Von Weihnachten bis zum Sommerbeginn erleben wir eine Wendung der Natur nach außen. Im Wachsen und Blühen stülpt sie ihre Innenseite nach außen.
Nach dem Sommerhöhepunkt kehrt sich das um. Die Natur wendet sich wieder nach innen. Im Verwelken des Laubes erleben wir das Verschwinden der Außenseite. Die Natur wendet sich nun wieder ihrem Innenwesen zu.

Wenn man die Erde, die Natur als ein Wesen betrachten kann, als ein lebendiges Wesen in dessen Lebensprozesse wir Menschen eingebettet sind, dann kommt es nun im Herbst dazu, dass wir mehr oder weniger dem Innenleben der Welt begegnen, mit ihm mitfühlen, mit ihm mitdenken, dass sich unser Bewusstsein von der Oberfläche des Außenseins abwendet und mit der unendlichen Fülle des Innenseins der Erde und des Kosmos mitschwingen kann, wenn es sich dafür empfänglich macht.

Das ist der Sinn des Michaelifestes am 29. September, diesen Umschwung bewusstzumachen, ihn mitzuerleben, die menschliche Seele empfänglich zu machen dafür, dass es unter und hinter der Oberfläche der Welt und des Lebens, noch etwas viel Reicheres und Tieferes gibt, als es die Außenwelt, die Oberfläche zum Ausdruck bringen kann.

In der Weihnachtszeit würdigen wir dann, wenn wir sie in diesem Sinne betrachten, den Höhe- und Endpunkt dieses Prozesses und zugleich die Wirkung und Frucht dieses jahreszeitlichen Innenlebens.