STILLE LEERE
Immer wieder stelle ich fest, dass selbst erfahrene
Anthroposophen nicht folgenden Hinweis zum anthroposophischen
Meditationsweg kennen:
Nach den verschiedenen Vorstufen der Meditation – wie auch
immer jeder das praktizieren mag - am Schluss der Weg in die völlige
Stille, in die Leere (wie ja auch bei anderen Meditationskulturen).
Wie Rudolf Steiner sagt: das Auslöschen aller Inhalte, Gedanken,
Bilder und Gefühle. - Nun wird meine Seele wie zu einem leeren
Gefäß. Dadurch wird sie aufnahmefähig für etwas, was uns aus dem
Geiste zuströmen will, wenn es die geistige Welt denn will. -
Solange ich in mir – denkend, fühlend, wollend - aktiv bleibe,
kann das nicht geschehen. Ich gehe also in die hoch aktive, voll
bewusste Ruhe und Leere. Dann kann sich etwas in mich senken, sich
in mir aussprechen.
Nun treten in dieser Stille
mächtige Gegenwirkungen auf. Das Blut kann zu dröhnen beginnen,
Schmerzen melden sich usw. Geräusche aus der Umwelt! - Wir üben sie
zu ignorieren, wir setzen uns über sie hinweg. Wir „ver“-achten
sie! Unser Wille will sich nicht von ihnen von seinem Weg und Ziel
abbringen lassen!
SCHWEIGEN
Und was mir ganz wichtig scheint: Über
diese Erfahrungen zu schweigen! Lange zu schweigen! Durch das
Schweigen läutern sich die geistigen Erfahrungen. Die Spreu trennt
sich vom Weizen... Wenn man jemanden erlebt, der in diesen Dingen ein
Mitteilungsbedürfnis hat, der ist nicht frei; ihn beginnen die
Erlebnisse zu beherrschen.
ZEIT
Rudolf Steiner weist darauf
hin, dass die Meditation morgens nach dem Erwachen beginne. Bevor
Tagesgedanken in der Seele auftreten. Eine gewissermaßen gereinigte,
frische Seele ist die Ausgangsbasis. - Meine Erfahrung ist so, dass
ich dazu unbedingt rate, dieses zu beherzigen.
STIMME
Desweiteren gibt es einen Hinweis
Rudolf Steiners, dass man z.B. ein Mantram in der Meditation mit
schöner Stimmer vor sich hinsprechen soll. Also nicht innerlich,
gedanklich, sondern die Stimme tönt. (Auch beim Beten.) - Wenn man
das macht, dann merkt, man, dass die Meditation eine andere Qualität
bekommt. - Auch wenn man die Augen nicht schließt, sondern sie offen
hält, wird man eine Steigerung der Meditationswirkung erleben.
Zunächst ist es ungewohnt, aber wenn man das überwunden hat, dann
spürt man, dass das Ich noch stärker dabei ist (sein muss), noch
wacher, noch willensweckender.
VERLEBENDIGUNG
Versuchen die Meditation so sehr zu
verlebendigen, wie man nur immer kann. Absolutes Leben hineinbringen.
Bildhaft veranschaulichen; Wesen in sich zum Leben erwecken. - Die
Dinge (Bilder, Worte, Gedanken) ersterben immer wieder von sich aus
in uns. Es ist wie bei einer Pflanze im Jahresverlauf, so bei der
Meditation im Tagesverlauf: Jeden Morgen neues Leben aus uns in uns
erwecken, erschaffen. Nie eine Sekunde Routine zulassen, immer neu
erfühlt und erlebt. - Man KANN es nie! Man versucht es immer neu!
Meditation ist weder wissen noch
verstehen, sondern immer wieder neu die Schöpfung aus dem Nichts.
GEFÜHLE
Haben wir den Inhalt der
Meditation so recht mit Leben erfüllt, dann wenden wir unser
Bewusstsein hin auf die Gefühle. Welche Gefühle haben sich in uns
an den hohen Inhalten, die wir in unserer Seele bewegen entzündet?
Wenn wir merken, dass sich keine oder wenig erhabene Gefühle
gebildet haben, dann erwecken wir sie: Ehrfurcht, Bewunderung,
Dankbarkeit, Liebe. Wiederum so stark wie möglich. - Wenn wir nun in
die Phase der Bewusstseinsleere eintreten, dann werden diese hohen
Gefühle wie eine Wärmestrahlung im Hintergrund weiterwirken. Sie
sind die Luft, die das Geistige atmen kann, die Atmosphäre, die es
braucht, wenn es sich uns verbinden will.