10.9.10

Schulungsweg: Sympathien und Antipathien ändern

Wenn man auch führende Menschen in der Anthroposopischen Gesellschaft über längere Jahre kennt, sie können sogar höhere Funktionen zum Beispiel in der Freien Hochschule innehaben, dann ist man immer wieder verwundert, wie sie, wenn es auf alltägliche Themen kommt, sehr emotional werden können. Sie klagen dann über politische oder Umwelt-Phänomene, wie eh und je.

Dabei kommt es doch beim ernsthaften Beschreiten des Schulungsweges durchaus zu einer ständigen Verwandlung der Urteile und Gefühle bezüglich vieler Weltphänomene. Man wird dadurch stiller, die Emotionen legen sich, man blickt anders auf viele Dinge.

In den „Okkulten Grundlagen der Bagavadgita“ liest man dazu im 3.Vortrag (aus S.48-50):
„... wir (haben) im alltäglichen Leben, ob wir es uns nun gestehen oder nicht gestehen, das allergrößte Interesse ... an dem, was gerade uns betrifft, an unseren eigenen äußeren Erlebnissen...“
„Der Mensch hängt tatsächlich einmal an den Sympathien und Antipathien des alltäglichen Lebens. Wenn Sie nun wirklich einmal durchgehen dasjenige, was in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» als Anleitung gegeben ist für menschliche Seelenentwickelung, dann werden Sie sehen, dass im Grunde alles darauf hinausläuft, unser Interesse uns abzugewöhnen für das alltägliche Leben. Die Ausführung der dortigen Anweisungen machen ja nun die Menschen in ganz verschiedener Weise. Es wird dieses Buch von dem oder jenem gelesen, es wird gelesen aus verschiedensten Gründen, und von den verschiedensten Gründen aus wird sich ein Verhalten des Menschen zu diesem Buche ergeben. Da hört einmal jemand, vielleicht mit den schönsten Gefühlen: Wenn man diese Anweisung befolgt, dann kann man sich entwickeln so, dass man in die höheren Welten einen Einblick erhält. - Das ist ja wahr, aber davon wollen wir nicht sprechen. Es regt sich dann aber die Neugierde - und warum sollte man auch nach anderen, höheren Welten nicht neugierig werden -, es regt sich oft die Neugierde, wenn man auch zunächst mit schönen Gefühlen an das Buch herangetreten ist. Dann beginnt nun jemand diese Übungen zu machen, aber eigentlich nur in Neugierde zu machen. Das will aber nur eine gewisse Zeit hindurch gehen, denn allerlei innere Gefühle, vor allem Gefühle, über die man sich meistens nicht recht klar werden will, halten einen später nach einer gewissen Zeit ab: man lässt die Sache liegen.
Aber die Gefühle, über die man sich nicht klar werden will, die man manchmal ganz anders interpretiert, das sind keine anderen, als dass, wenn man diese Übungen wirklich ausführen will, man sich dann in ganz anderer Weise Dinge abgewöhnen muss in Wahrheit gewöhnt man sie sich eben nicht ab -, die mit Sympathie und Antipathie zusammenhängen. Diese Dinge gewöhnt man sich nicht gerne ab. Man sagt zwar, dass man sich das gerne abgewöhnt, aber man tut es nicht. Und der wirkliche Erfolg, den solche Übungen haben können, der zeigt sich ja bei demjenigen Menschen, der es energisch ernst meint, doch eigentlich recht bald, der zeigt sich eben darin, dass die Sympathien und Antipathien gegenüber dem Leben sich etwas ändern.
Nur muss gesagt werden. Schon ein wenig selten macht man diese Erfahrung, dass sich einer dem Einfluss der Übungen so hingibt, dass sich auch wirklich die Empfindungen über Sympathie und Antipathie ändern. Wenn aber die Übungen energisch ernst genommen werden, dann geschieht das. in energischer Weise ändern sich Sympathie und Antipathie gegenüber dem alltäglichen Leben.
... Diese Änderung der Sympathiekräfte braucht gar nicht einmal auf einem besonders hohen Gebiete zu liegen. Auf irgendeinem Gebiete muss nur energisch durchgeführt werden, dass sich die Sympathien und Antipathien ändern. Es kann in den alleralltäglichsten Dingen liegen, aber irgendwo muss eine solche Änderung eintreten.
Da gibt es Menschen, die sagen: Ich übe täglich, morgens und abends, und auch sonst noch Stunden lang, aber ich kann nicht einen Schritt in die geistigen Welten hinein machen. - Es ist wirklich manchmal recht schwierig, solchen Menschen klar zu machen, wie leicht das zu verstehen ist, dass sie das nicht können.
Oftmals brauchen ja die Menschen nur zu bedenken, dass sie heute, vielleicht nach zwanzig, fünfundzwanzig, vielleicht sogar nach dreißig Jahre langen Übungen, noch auf dieselben Dinge schimpfen, auf die sie damals vor fünfundzwanzig Jahren ebenso geschimpft haben. ja, genau dieselbe Form des Schimpfens ist ihnen noch immer eigen wie dazumal.“