1.9.10

Enthauptet - entkopft

In Jena in der St.Johannes Baptist Kirche befindet sich diese Votivtafel "Johannes unter dem Kreuz". Wenn man auf das Bild klickt, dann wird es noch etwas größer.
Man sieht dann, dass rechts unter dem Kreuz eine Gestalt steht ohne Kopf, die aber einen Kopf in Händen vor dem mittleren Leib hält. Links kniet eine weibliche Gestalt anbetend.




Normalerweise steht ja rechts unter dem Kreuz immer Johannes, der Jünger, den der Herr lieb hatte. Nun steht genau an dieser Stelle der andere Johannes, der in der irdischen Welt schon nicht mehr unter den Lebenden weilt, sondern von Herodes schon vor etwa drei Jahren enthauptet worden war.

Mich hat dieses Bild so sehr beeindruckt, weil da ein Mensch dargestellt wird, der sein lebendiges Haupt (-Bewusstsein) nicht ganz oben trägt, sondern in seiner Mitte.

Unsere nächste Entwicklungsstufe nach der vollendeten Ausbildung des intellektuellen Kopf-Bewusstseins wird die Entwicklung eines Bewusstseins in der Mitte sein, eine Art Herzbewusstsein.

Auch entfällt uns ja nach dem Tode nach Steiners Angaben das Kopfbewusstsein völlig, während das, was wir mit Geist und Gefühl durchdrungen haben, uns bleibt.
Und dieses Herzbewusstsein müssen wir jetzt schon ausbilden. Heute mehr denn je.

Dazu das bekannte Mantra von Rudolf Steiner:
Strahlender als die Sonne
Reiner als der Schnee
Feiner als der Äther
Ist der Geist in meinem Herzen
Dieses Selbst bin Ich;
Ich bin dieses Selbst.

Ein weiteres Geheimnis webt bei diesem Bild darin, dass Johannes der Täufer unter dem Kreuz steht. Es zeigt, wie eng diese Individualität mit dem Christus auch nach dem Tode verbunden ist und in seiner Nähe schwebt.
Und auf ein weiteres Geheimnis wird gedeutet: Das ist der in der Anthroposophie geschilderte geheimnisvolle Geist-Zusammenhang zwischen Johannes dem Jünger und Johannes dem Täufer.

Der Schlüssel für ein Verständnis dieser Bilder liegt ja immer darin, dass man sie nicht symbolisch versteht, sondern als Darstellung einer Realität. Also da, wo nach der Bibel der Jünger Johannes stand, steht gleichzeitig der Täufer als ein Wesen, dessen Bewusstsein ein anderes ist, als das der inkarnierten Menschen.