Der Weg des Volkes Israel und der individuelle Schulungsweg
Wenn man das Alte Testament ein wenig genauer studiert, dann findet man viele Hinweise darauf, dass der Weg des Volkes Israel Entsprechungen zu einem individuellen Schulungsweg hat. Auch welche weitreichenden Folgen bestimmte Verfehlungen der Israeliten hatten, machen einem deutlich, welche Folgen es für einen individuellen, sich schulenden Menschen hat, wenn er die geistige Welt nicht mit vollem Ernst anerkennen kann.
Man ist ja immer wieder berührt, wie streng Jehova mit seinem Volk umgeht, wenn es Regeln oder Gebote nicht beachtet. Aber diese Strenge ist nicht nur eine Strenge, wie man sie von Menschen kennt, sondern es ist immer eine notwendige Reaktion der geistigen Welt. Denn durch die Missachtung der geistigen Gesetze verschließt sich der Mensch oder hier eben das Volk vor der geistigen Welt. Wenn Leidenschaft oder Habgier im Menschen, oder hier beim Führer oder König des Volkes eine große Rolle spielen, kann das Göttliche nicht in ihm wirken.
So wie der Prophet, der Seher oder der Hohe Priester im Zwiegespräch mit Gott steht, so strebt auch der Geistesschüler an, mit seinem Gewissen in Einklang zu stehen und alles mit der geistigen Welt abzuklären.
Vor jeder Handlung und bei jeder Frage geht der Priester ins Allerheiligste und opfert Jahwe; danach kommt das Dankopfer. Heute opfert der Gottsucher etwas in seinem Seelischen, um sich der Gottheit zu öffnen; z.B. das eigene Denken, um das göttliche Denken einzulassen.
Das Volk Israel muss im Gegensatz zu anderen Völkern auf äußere Anhaltspunkte für seine Beziehung zu Gott verzichten. Es muss ganz einen inneren Weg gehen. Aus Schwäche neigt es immer wieder dazu, sich „Götzenbilder“ zuzulegen; es will sich an einem Bildnis festhalten.
Der Geistesschüler übt entsprechend, das körperfreie, sinnlichkeitsfreie Denken in sich auszubilden.
Bei Moses reicht schon der Zweifel an der Wirksamkeit Gottes- als er Wasser für das Volk aus dem Fels schlagen soll und das Volk murrt - , weil die Moralität der Menschen zu schwach entwickelt ist, dafür aus, dass erst aus dem Stein kein Wasser kommt. Aber es ist nicht die Gottheit, die das Wasser verweigert, sondern es ist der Zweifel, der Moses in sich selbst die geistige Kraft raubt.
Bitte ich die geistige Welt um Antwort auf eine Frage oder um Hilfe, und sie kommt - sie kommt viel häufiger als man denkt, nur immer sehr "leise" - dann muss man diese Antwort auch annehmen und umsetzen. Was meist viel schwieriger ist, als die Antwort zu vernehmen. Nehme ich aber die Hilfe nicht an, dann stoße ich förmlich die geistige Kraft (in mir) zurück.
So muss der Geistsucher immer sich die unerschütterliche Gewissheit auf die Wirksamkeit des Geistigen erhalten, egal was um ihn herum geschieht.
Die Ängstlichkeit der Kundschafter vor den „riesenhaften“ Menschen im Land Kanaan verhindert, dass das Volk Israel in das Heilige Land ziehen kann. Jeder Rest von Angst macht einen Eintritt in die geistige Welt unmöglich.
Erst müssen alle sterben, die Angst haben, bevor das Volk nach 40 Jahren in das verhießene Land kommt. Oder anders ausgedrückt: Erst muss die Angst sterben, bevor die Schwelle übertreten werden kann.
Einmal muss Saul sein Heer von Zehntausenden auf 300 verkleinern, damit deutlich wird, jeder Sieg kommt einzig und allein durch Gottes Macht.
So muss auch der Geistesschüler lernen, zu erleben, dass er aus eigener Kraft nichts kann, sondern alles geschieht nur durch die Hilfe der geistigen Welt. Für die Außenwelt sieht es deshalb oft so aus, als wäre er arm daran oder lebe im Unglück; doch das ist eben nur die Außenseite.
Dies seien nur einige Beispiele, die sich sicher noch vielfach erweitern ließen.