5.3.10

Intellektualismus

Rudolf Steiner wies darauf hin, dass eine Zunahme des "Intellektuellen" die größte Gefahr für die Anthroposophie in der Zukunft sein wird.

Nun kann man den Begriff "intellektualistisch" nur recht schwer definieren. Man muss sich ein Gefühl dafür aneignen, um zu bemerken, wann ein Mensch intellektuell spricht oder schreibt und wann nicht.

Das Werk Rudolf Steiners selbst ist der Übungsweg, um sich dafür einen Instinkt zu erarbeiten. Niemals schreibt oder spricht Steiner intellektuell. Es ist bei ihm in allem Leben darin. Alle Gedanken, die er äußert, sind von ihm zugleich erlebt.

Gebe ich "Wissen" wieder oder erlebe ich dieses Wissen in mir? - dies ist ein Prüfstein für die Art meiner Äußerungen. Habe ich die Gedanken, die ich äußere schon vorher gedacht und bringe sie wie einen Gedächtnisinhalt vor - oder entwickle ich die Gedanken wie eine Neuschöpfung im Augenblick? Fügen sich die Gedanken in einen lebendigen Zusammenhang hinein oder stellen sie sich nur neben ihn...

Man beurteile einmal anthroposophische Literatur nach diesen Kriterien. Man wird nur weniges finden, was in diesem Sinne lebendige, nicht intellektuelle Anthroposophie ist.