2.12.10

Charakteristik von Jahrtausend-Wenden

7.3.1914 - Stuttgart - Die Jahrtausendwenden. Die Entwicklung der Baukunst. Normannische Holzbauten. Der Dornacher Bau
Aus einem Vortrage von Dr. Rudolf Steiner
Stuttgart, 7.März l9l4

"Als das Jahr l000 herannahte, lebte die europäische Menschheit in großer Furcht vor dem erwarteten Ende der Welt, Man erwartete dieses in physischem Sinne als ein Sich-Auflösen der Erde in Rauch und Nebel. Es waren die ahrimanischen Geister, die den Menschen diese Idee beibrachten, dass sich etwas Furchtbares auf dem physischen Plan abspielen würde, während sich in Wirklichkeit mancherlei in der geistigen Welt abspielte.(Anm.d.Hrsg: Diese Bemerkung scheint mir wichtig. Man blickt immer nur auf den physischen Plan und achtet nicht auf die geistigen Umschwünge - auch bei der letzten Jahrtausend-Wende)


Bei jedem Jahrtausend haben die ahrimanischen und luziferischen Geister eine besondere Macht, Die Menschheit braucht auf das Zehnersystem, das heute das vorherrschende ist, nicht besonders stolz zu sein. Jedes Zahlensystem wird von bestimmten Geistern in die Welt gebracht und ein jedes hat die Neigung, gewisse Tatsachen und Zusammenhänge von Tatsachen klarer zu zeigen und andere zu verdunkeln, zurücktreten zu lassen. In dem Zehnersystem wirken nun sehr stark ahrimanische Impulse, Es lässt hervortreten die Tatsache, dass bei jedem Jahrtausend (also im Jahre 1000, 2000 u.s.w.) ein besonders starker Angriff Luzifers und Ahrimans vereint stattfindet. In den anderen Jahrhunderten halten sie sich mehr das Gleichgewicht. In dem Jahrhundert aber, wo man schrieb .9. , also auch in unserem Jahrhundert 19.. wenn es gegen das neue Jahrtausend geht, vereinigen sie sich und wirken zusammen auf die Menschen ein. Diese Tatsache lebt noch im Volksglauben, dass während tausend Jahren Luzifer und Ahriman an der Kette liegen und dass sie dann für kurze Zeit losgelassen werden. In den vorchristlichen Jahrtausenden ( l000, 2000, 3000 v.Chr.) war es so, dass dann zu gleicher Zeit ein besonders starker Einfluss der guten, fortschreitenden Mächte stattfand, der diese vereinigte luziferisch-ahrimanische Wirkung im Zaune hielt und ein besonders Gutes daraus entstehen ließ.


So sehen wir, wie im Jahre 3000 v, Chr. die Pyramiden gebaut wurden, im Jahre 2000 war es das Zeitalter Abrahams und alles was daraus entstand war zugleich ein Höhepunkt der babylonischen Kultur. Im Jahre l000 v, Chr. war das Zeitalter Davids; der Bau des salomonischen Tempels wurde vorbereitet, Im Jahre 0 erschien der Christus - und wir haben oft auseinandergesetzt, wie auch den Evangelien, und besonders dem 5.Evangelium der Christus den Kampf mit Luzifer und Ahriman aufnehmen musste. In den nachchristlichen Zeiten aber konnten die guten, fortschreitenden Geister nicht mehr so eingreifen; die Menschheit wurde überlassen den Angriffen Luzifers und Ahrimans. Diese erreichten jedenfalls dieses, dass sie das Denken der Menschen verwirrten, dass sie einen Irrtum Zugang

finden ließen, den Irrtum von dem herannahenden physischen Ende der Welt. Sie haben immer ein Interesse daran, die Dinge viel zu räumlich-zeitlich vorzustellen. In dieser Zelt kam zum ersten Mal ein "Beweis“ für das Dasein Gottes auf, den der Bischof von Canterbury brachte, sowie die Auffassung seines Gegners Roscelin. In dieser Zeit war es auch, dass die Päpste das Prinzip der christlichen Demut mit Füßen tretend, sich erhoben in äußerer Macht, dass Kaiser Heinrich sich in Canossa vor dem Papst erniedrigte, als die ganze äußere Kirche zu Gebräuchen kam, die ein Hohngelächter der ahrimanische Geister erweckten. Diese ahrimanischen Geister sind es, die jetzt wiederum ihren
Einfluss geltend machen, da wir uns nun dem Jahre 2000 nähern. Aber die Entwickelung geht im Pendelschlag. Im Jahre l000 erwartete man das Ende der Welt, im Jahre 2000 erwartet man genau das Gegenteil, im Jahre 3000 wird man wieder das Ende der Welt erwarten, aber die Welt wird dann so geworden sein, dass ganze Völkerschaften dieses Ende herbeisehnen werden. Man kann so ohne alle Sentimentalität sagen bzw. aussprechen: Die europäische Menschheit geht furchtbaren Zelten entgegen. 



Nehmen wir die Baukunst und die Einflüsse auf diese, Im Jahre 3000 v.Chr. wurden die Pyramiden gebaut, im Jahre 2000 kamen die Hüttenbauten (Abrahams Zeitalter) im Jahre 1000 v. Chr. wurde der Tempel von Salomon vorbereitet. Im Jahre 1000 nach. Christus konnte das Neue, das kommen sollte, sich nicht durchdringen infolge der entgegenwirkenden Kräfte Luzifers and Ahrimans. Wir sehen die Normannen, die aus Skandinavien sich über West- und Mitteleuropa verbreiteten, wie sie in ihren Holzbauten etwas auszudrücken versuchten, was nicht zur völligen Entwickelung hat kommen können. Gewisse Linien sind darin veranlagt, aber nicht weiter ausgearbeitet, weil der ahrimanische Einfluss es verhinderte. Statt dessen kam die Maurenkultur auf, die Architektur von Cordoba und Granada, der Hufeisenbogen und Spitzbogen, welche verdrängen die wahrhaft christlichen Rundbogen der romanischen (Kultur) Architektur. In der Maurenkultur kann man unmittelbar den antichristlichen Einschlag sehen, in dem Spitzenlauf der Bogen, die eigentlich rund hatten sein sollen; das ist Ahrimans Zeichen. So wirkte Ahriman als der Antichrist in der Baukunst, indem er ersetzte den runden romanischen Bogen durch den Hufeisen- oder Spitzbogen, so wirkte er durch die Mauren und auch durch die Türken.(Die Gothik ist also keine rein christliche Kunst mehr!) So ließ er die Kunst der Normannen nicht zur Entwickelung kommen, deren Holzbauten, welche sie in ganz Europa errichteten, nicht dasjenige gegeben haben, was sie hätten geben sollen. So kommt es, dass wir aus dem Jahre l000 nicht die Bauwerke haben, wie aus früheren Jahrtausenden.(Ob Rudolf Steiner damit die nordischen Stabkirchen meint? Oder ist die normannische Kunst ganz verschwunden?)

Jetzt soll aber von Neuem die Architektur für das neue Jahrtausend geschaffen werden. Jetzt müssen wir ausdrücken die runden Linien, die Ahriman in den normannischen Bauten unterdrückte. Wir müssen auslassen gewisse (?), die man in diesen findet, dann hat man unseren Dornacher Bau, die wahre Fortsetzung der Holzbauten der Normannen.

Furchtbare Zeiten stehen der Menschheit in Europa bevor. Wir wissen, dass, wenn das erste Drittel dieses Jahrhunderts vorbei ist, der Christus geschaut werden wird in seiner Aethergestalt und dass dieses einen gewaltigen Impuls abgeben wird neben all den untergehenden Neigungen dieses Jahrhunderts. In den älteren Zeiten, wie z.B. im Jahre l000 mussten die Menschen wohl glauben, was Luzifer und Ahriman ihnen weismachten, weil sie den wahren bewussten Christusimpuls noch nicht in sich hatten. Wir aber müssen nicht mehr, wir sollen freiwillig diesen neuen Christusimpuls aufnehmen, damit wir Luzifer und Ahriman Widerstand leisten können. Es wird so sein im 2o.Jahrhundert, dass Luzifer und Ahriman sich insbesonders bemächtigen werden des Namens, ein Christ zu sein. Menschen werden sich Christen nennen, die von dem wahren Christentum keine Spur mehr in sich haben werden, und sie werden wüten gegen diejenigen, die sich nicht nur halten an das, was der Christus einmal nach der Überlieferung der Evangelien gesagt hat, sondern für welche das Wort gilt "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt", die sich richten werden nach dem lebendigen, fortwirkenden Christusimpuls. Gegen diese wird man wüten, Verwirrung und Verwüstung wird herrschen, wenn das Jahr 2ooo herannaht, und dann wird auch von unserem Dornacher Bau kein Holzstück mehr auf dem anderen liegen, alles wird zerstört, verwüstet werden." 
Aber wenn das Jahr 2086 kommt, wird man überall in Europa aufsteigen sehen Gebäude, die geistigen Zielen gewidmet sind und die Abbilder sein werden von unserem Dornacher Bau mit seinen zwei Kuppeln, in denen das geistige Leben blühen wird."